Wir anerkennen, dass der Stadtrat in vielen Verhandlungen mit diversen Akteuren die alten Pläne aufgewertet hat. Auch halten wir die InvestorIn
Seewarte AG, sowie das ausgewählte Architekturbüro Sergison&Bates für eine kompetente gute Wahl.
DENNOCH:
EINE MIGROS UND
EIN MIGROSRESTAURANT ALLEIN
MACHEN NOCH KEIN BELEBTES
STADTZENTRUM!
(@Marco: Zu diesem Thema mache ich einen Film, er ist schon fast fertig. Den können wir hier und vielleicht auch noch an anderen Stellen verlinken).
Selbstverständlich: Die an attraktivster Lage im Zentrum von Arbon, in unmittelbarer Nähe zum Bus-/ Bahnhof und der wunderbaren Seepromenade gelegenen Schlüsselparzellen sollen "verdichtet" bebaut und entwickelt werden. Mit diesen Zielen, welche auch der Schweizerischen Raumplanung entsprechen, sind wir einig. Arbon braucht eine Entwicklung dieser Plätze und wartet auch schon zu lange darauf.
Doch fragen wir uns: Wie sollte eine solche Entwicklung aussehen, damit diese auch für zukünftige Generationen Bestand hat? Welche Bedürfnisse muss das Zentrum von Arbon erfüllen, damit diese zu einer langfristig positiven Entwicklung der gesamten Stadt beitragen?

Arbon gestaltet sein NEUES zentrum mit (VERBESSERTEN) Plänen von gestern.
Es reicht heute nicht mehr ein so zentral wichtiges Stadtquartier, das langfristig lebendig belebt und erfolgreich bewirtschaftet sein will, "Parzellen-getreu" und im alten Stil der «Schachtelarchitektur» zu denken. «Hier haben wir ein Stück Land, so und so lang und hoch darf es werden und das nutzen wir maximal aus. Soviel Wohnungen, soviel Gewerbe, Punkt.» Mit dieser Art des "vom Gebäude aus planen" droht das Quartier zu veröden und die Belebung der Erdgeschossflächen auf Augenhöhe auszubleiben. Bekannte Folgen wie leere Ladengeschäfte, schnell wechselnde Mieterschaften, weniger Besucherströme als erwartet, negative Folgen für die Nachbarschaften, mussten schon zentraler gelegene Orte als Arbon schmerzhaft erfahren. Und auf Jahrzehnte teuer bezahlen.
Heute Arbons Stadtzentrum mit
überholten Plänen seiner Zeit
neu bauen?
Eine moderne Stadtentwicklung plant nicht in der Hauptsache zuerst vom Gebäude her, sondern von den Bedürfnissen der Menschen aus, die das Quartier langfristig und möglichst konstant beleben und nutzen sollen. Die Sozialpsychologie im Urbanen Management befasst sich daher mit Fragen:
- Welche Bedürfnisse haben die Menschen heute und morgen?
- Wie hat sich das Zusammenleben zum Beispiel durch die Digitalisierung oder Corona verändert?
- Wie entstehen Freundschaften?
- Wie gelingt ein gutes Nachbarschaftsklima
Ich füge als ehemalige Hebamme hinzu:
- Was stärkt Kinder und Jugendliche und verleiht ihnen "Resilienz" für das Leben?
Was braucht Arbon, damit die Entwicklung von diesem zentralen Quartier langfristig gelingt?
Die Lösung liegt in einer Parzellen übergreifenden Städtebaulichen Testplanung mit verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien. Und: Die Bevölkerung sollte noch einmal verstärkt einbezogen werden. Das muss kein ewig langer Prozess werden! Online Umfragen sind schnell gemacht, geben zusammengefasst wertvolle Inputs und stärken die Zustimmung und den Zusammenhalt der Bevölkerung. (@Marco: Link einbauen: https://www.novatlantis.ch/wp-content/uploads/2019/09/Smart-City-Aarau_Moeglichkeiten-der-Partizipation_final.pdf)
Denn, wie sagt Damian Jerjen, Direktor von EspaceSuisse so schön: "Keine Verdichtung ohne Bevölkerung." Wo er recht hat, hat er recht.

Zusammengefasst:
Kritikpunkte
an den jetzigen Stadthof-Plänen
Städteplanung mit Nachhaltigkeitskriterien fehlt
Eine Städtebauliche Planung mit verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien (DGNB, BREEAM, SIA, NNBS, oder KBOB) fehlt, welche die Gesamtperformance von Gebäude, Freiraum und Quartier berücksichtigt und nach folgenden Kriterien die Qualität beurteilt:
- Ökonomisch
- Ökologisch
- Soziokulturell
- Funktional
- Technisch
Die Erscheinung des Gebäudekomplexes "Stadthof" ist insgesamt «zu massig» und zu "klobig". Es hat keine moderne Ausstrahlung.
Mangelhafte Öffentliche Nutzung
Die öffentliche Nutzung beschränkt sich auf ein MIGROS Restaurant mit einigen Aussen-Sitzplätzen, einem kleinen "Stadtplatz" und den Durchgang durch das Gebäude am Tag mit Laden-/ Konsumbenutzung. Das macht noch kein lebendiges Zentrumsquartier!
Nachts ist das Gebäude nach aussen hermetisch abgeriegelt. Es gibt keine Durchgänge oder wenigstens gemütliche begrünte Nischen. Das heisst: Nach Ladenschluss ist Schluss für die Öffentlichkeit. Sie darf dann noch um den riesigen Aussenkomplex an langen Wänden entlang laufen. Ein WC sucht man vergeblich. Das Zentrum vom Zentrum in Arbon ist nachts tot langweilig. Zu wenig geplant sind auch grosszügige Verbindungen für den Langsamverkehr und zu den Nachbarschaften – zum Kantonalen Museum, über die Bahnlinie, an den See, in die Altstadt und andere Stadtquartiere.
Ein städtebauliches Versagen für einen so zentralen, mit öffentlichem Verkehr hervorragend erreichbaren, Ort.
Mangelnde Aussenraumqualität
· Deutlich zu wenig Freiraum
· zu dichte Grenzabstände von nur 4 Metern
· zu stark eingeschränkte Höhe für so einen zentralen Platz -> zu grosser Fussabdruck
· zu kleine Aussenraumnutzung für Öffentlichkeit
· Spielerische Elemente, Anregung für Motorik von Jung & Alt fehlen gänzlich
· keine Wasserläufe (freigelegter Bachmöglich? /Brunnen, Wasserspiel)
· zu wenig Platz für Sitzgelegenheiten und Begegnungsräume im Freien
· Keine Aussentoiletten
Begrünungen, Wind- und Wetterschutz, Überdachte Flächen reichen für eine gute Aufenthaltsqualität in heissen Sommern und kalten Wintern nicht aus
· Vor allem auf dem Dach für die Bienen
· zu wenig für die Menschen, insbesondere für die Öffentlichkeit
· Kein Innenhof mit Begrünung mit direktem Bodenkontakt
· Keine nutzbaren Grünflächen für die Öffentlichkeit
· der begrünte Innenhof im 1. Stock ist Mieterschaft vorbehalten
· fehlende Überdachungen für «Kultur imFreien»
· Kein Wind- und Wetterschutz
Unzureichend verlangte Nachhaltigkeitskriterien/Ökologische Qualitäten: Zu «grosser Fussabdruck»
· zu stark eingeschränkte Höhe für so einen zentralen Platz
· Materialität Grundbau – zu viel Stahlbetonanteil
· zu hoher Anteil an nicht recyclierbaren Materialien
· Eigenversorgungsgrad mit Energie zu niedrig
· Emissionen bei Produktion und späterer Entsorgung zu hoch
INSGESAMT:
EIN PROJEKT VON GESTERN.
NEIN zur vorgezogenen Zonenplanänderung Stadthof und zur Änderung des Baureglements, die eine nachhaltige Entwicklung vom Zentrum Arbon verhindert.